27. Mar. - 19. Apr. 

2015

 

SiDaIm Land der Drachensöhne 

 

Vietnam

 

* HANOI *

* SAPA *

* HALONG BAY *

* NINH BINH *

* HUÉ *

* HOI AN *

* NHA TRANG *

* MUI NÉ *

* SAIGON *


HANOI

Good morning, Vietnam! Was für ein Empfang. Schon die Einreise ist erwähnenswert. In der langen Kolonne am „Immigration-Schalter“ stehen wir am Flughafen an. Ganz rechts aussen sehen wir, dass an zwei Schaltern fast keine Leute anstehen und gehen dahin. Wir durften beim Diplomaten-Schalter nach Vietnam einreisen. Als es uns andere Touristen aus unserem Flieger gleichmachen wollten, hiess es: no, no, just VIP! Ob das an unserem Aussehen liegt? In der Ankunftshalle wartet eine Horde junger Vietnamesen und stehen uns Spalier. Wir fragen einen Polizisten, was der Trubel soll – es komme ein Musik-Star aus Korea an. Die Meute liess es sich nicht nehmen, uns lautstark zu zujubeln. War ein lustiger Empfang in Hanoi :-)!

 

Hanoi, die grossartige, alte Dame des Orient – so wird die lebendige Stadt liebevoll genannt. Und sie ist es tatsächlich. Wir hatten das Glück, Freitag bis Sonntag in Hanoi zu sein. An diesen Tagen sperrt die Polizei mehrere Strassenzüge für den Night-Market und die vielen verschiedenen Strassenbeizen. Somit haben wir Stunden damit verbracht, auf winzig kleinen Plastikstühlen zu hocken und "people-watching" zu betreiben! Aber wir haben uns natürlich auch noch der Kultur gewidmet. Wir besuchten das Hoa-Lo-Gefängnis, welches zur französischen Kolonialzeit auch „Höllenloch“ oder von den amerikanischen Gefangenen im Vietnamkrieg ironischerweise „Hanoi-Hilton“ (vielleicht weil die Amis so gut gehalten wurden im Hoa-Lo) genannt wurde. Während der Kolonialzeit haben die Franzosen das Gefängnis geführt und darin vietnamesische Kommunisten menschenunwürdig inhaftiert und gefoltert. Nach deren Abzug übernahmen die Vietnamesen und nutzten es während des Vietnamkrieges (1964 – 1973) zur Inhaftierung abgeschossener amerikanischer Piloten. U. a. war auch der amerikanische Politiker John McCain in diesem Gefängnis inhaftiert. Wer in Hanoi ist, besucht natürlich auch das Ho Chi Minh Mausoleum. Bereits viel über die strengen Verhaltensregeln gelesen, haben wir uns auf diese Erfahrung eingelassen. Und der Kommunismus ist noch immer sicht- und spürbar. In Zweierkolonne sind wir über den grossen, betonierten Vorplatz gelaufen, auf Kommando stehen geblieben und wieder losgetrottet. Vor dem Mausoleum wurde auf die Kleiderordnung geachtet, Sonnenbrillen müssen abgenommen werden. Nun geht es in Einerkolonne durch die eiskalten Hallen des Mausoleums. Es darf weder gelacht noch gesprochen werden. Sonst wird man von den Herren in weisser Uniform zurecht gewiesen. Der Leichnam des 1969 verstorbenen Präsidenten liegt in einem Glassakrophag – unserer Meinung nach ziemlich makaber. Aber Ho Chi Minh wird nach wie vor sehr verehrt in diesem Land (resp. die Partei will es wahrscheinlich so?!). Das ist gut sichtbar. Zu einem kulturellen High-Light zählt gemäss unserem Reiseführer (Danke nomou, Gabi) auch das Wasserpuppentheater. Für das Spiel stehen die Wasserpuppenspieler alle hüfttief im Wasser – hinter einem Vorhang natürlich. Der Grund dafür ist, dass der Ursprung des Wasserpuppenspiels bei den Reisbauern zu finden ist. Wenn die Reisfelder überschwemmt waren, vertrieben sie sich so die Zeit. Das Theaterstück war ein Erlebnis, aber für unseren Geschmack doch etwas zu lang. Das Theater wird von einer traditionellen, vietnamesischen Musik-Gruppe begleitet. Schade ist einfach, dass die einzelnen Sequenzen immer nur auf vietnamesisch erklärt wurden. Und ihr könnt uns glauben, ausser der Musikgruppe war kein einziger Vietnamese im Saal :-).

SAPA

Mit dem äusserst feudalen Nachtzug sind wir von Hanoi nach Lao Cai gefahren, um dort in einen Bus umzusteigen, der uns hinauf nach Sapa brachte. Sapa ist sozusagen eine Mischung zwischen St. Moritz und Pontresina. Natürlich ist das Preisniveau nicht mit der Schweiz zu vergleichen, jedoch im vietnameschen Vergleich zutreffend. Das Dorf erinnerte uns irgendwie an Pontresina. Schön eingebettet zwischen den unzähligen Reisterrassen, welche den Hängen entlang angelegt sind und im Hintergrund die höchsten Berge (Fansipan 3143m ü. M.) Vietnams. Die Franzosen haben die einstige Siedlung der Schwarzen Hmong (Minderheiten in den Bergregionen) in ein Bergresort verwandelt. Aufgrund des grossen Touristenaufkommens hat sich das Dorf immer weiterentwickelt bzw. ist noch immer voll im Bau-Boom. Es werden nach wie vor Hotels und neue Zufahrtsstrassen gebaut. Aber eigentlich könnte man meinen, dass Sapa von der Sportmarke NorthFace gesponsert wird. Es reiht sich nämlich ein NorthFace-Laden an den anderen. Es hat gute Ware darunter, aber auch ganz schlechte Nachahmungen.

Der Bau-Boom in Sapa hat zum guten Glück keinen Einfluss auf die Schönheit der Bergregion. Die Reisterrassen sowie die schönen Wanderwege sind ein Traum. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, uns für ein Drei-Tages-Trekking einzuschreiben. Aber wir haben relativ schnell festgestellt, dass es sich eher um eine easy-footing handelt, als um ein anstrengendes Trekking - was wir natürlich sehr schade fanden. Nichtsdestotrotz haben wir die Wandertage Sapa sehr genossen. Die erste Nacht durften wir in einem Dorf der Schwarzen Hmong bei einer Gastfamilie übernachten. Auch hier ist zu erwähnen, dass es sich als „Edel-Trekking“ herausstellte. Die Gastfamilie bot eine Warmwasserdusche und WLAN – klingt komisch, ist aber so! Wir konnten es fast nicht glauben. Komplett auf den Tourismus ausgelegt, ganz anders als in Laos oder Myanmar. Aber geduscht haben wir uns trotzdem :-)! Um sich bei der Gastfamilie zu bedanken, gehört es zum guten Ton, mit dem Haus-Herr „happy water“ zu trinken. "Happy water" ist der berühmt berüchtigte Reis-Schnaps, den hier im Dorf fast alle selber brennen. Hochprozentig und nicht wirklich gut. Aufhören anzustossen und das Shot-Glas zu „exen“ gilt als Beleidigung für den Gastgeber. Ausser man ist Frau und kann sich einfach mal kurz entschuldigen und dann den Weg in die Küche nicht mehr finden. Männer müssen da schon länger mittrinken, bis der Gastgeber selber meint, dass es dann doch bald der letzte Shot ist. Dafür hat Dani dann gut geschlafen.

Die zweite Nacht war dann in Sapa in einem schönen Hotel, bevor es dann zum letzten Tagesspaziergang um Sapa ging. Wir besuchten das „ober-touristische“ Dorf Cat Cat, wo sich Souvenir-Läden an NorthFace Läden reihen. Wir bekamen ein Einblick in ein typisches Hmong Haus und wie das ethnische Volk darin lebt. Des Weiteren wurde uns erklärt, wie Abschiedszeremonien aufgrund verstorbenen Familienmitglieder funktionieren. Immer werden Tiere geopfert, da diese Menschen an die Natur und ihre Vorfahren glauben. Sind es ältere Menschen, muss immer ein Ochse dran glauben, bei Jüngeren ist es dann auch mal ein Schwein. Für ärmere Familien kann dies auch schon mal zu finanziellen Engpässen führen, wenn sie z.B. kein Ochse besitzen und diesen quasi auf Kredit kaufen müssen, um ihn dann gleich zu opfern. Als Abschluss zeigten sie uns traditionelle Tänze der Minderheiten, bevor wir uns frisch machen durften, danach vietnamesische Marroni verdrückten (empfohlenes high-end Produkt -> die chinesischen waren viel günstiger -> wir essen aber „von der Region für die Region“ :-)) und uns „ready“ für die Zugfahrt zurück nach Hanoi machten.

HALONG BAY / CAT BA ISLAND

Nachdem wir nach der Retourfahrt mit dem Schlafzug von Lao Cai (Sapa) nach Hanoi uns auf den aneinandergereihten Polsterstühlen im Hostel, eingepfercht zwischen Wand und Tisch, von 05:30 – 06:30 noch ein bisschen ausruhen durften, ging die Tour zur Halong-Bay los. Beim Hafen von Halong City erwartete uns, nebst vielen anderen Touristen, unsere Juhnke. Von aussen eher alt und morsch aussehend, war sie doch im Innern ein kleines Schmuckstück. Unsere Koje erinnerte uns eher an ein kleines Hotelzimmer, denn an eine Schiffskabine. Ganz niedlich und gemütlich, sogar mit eigener Dusche und eigenem WC. Wir schipperten los in Richtung Karstfelsen-Landschaft. Es ist wahrhaftig wie im Traum diese Szenerie. Halong bedeutet wörtlich übersetzt „herabsteigender Drache“. Der Legende nach sandten Götter Drachen hierher um das Land zu verteidigen. Die Drachen spuckten Feuer, Juwelen und Jadesteine ins Meer. Hieraus entwickelten sich die kleinen Inseln, welche die Gegend durch diese natürliche Festung vor Eindringlingen beschützen sollten. Zwischendurch machten wir Halt an verschiedenen Orten, um uns aktiv zu bewegen, da das Essen sozusagen Hauptbestandteil, nebst dem Schlafen, unserer Anwesenheit auf dem Boot war. Als erstes Stand der Besuch der Überraschungshöhle auf dem Programm. 3 imposante Hallen gesäumt von Stalaktiten und Stalagmiten können durchwandert werden. Die Aussicht vom Gipfel des Dao Ti Top (kleine Berginsel) bot uns ein prächtiges Bild über die weiten der Halong-Bucht. Bevor uns auf der Juhnke die Kochkünste der vietnamesischen Frühlingsrollen näher gebracht wurden, mussten wir uns den Verzehr derjenigen noch redlich verdienen. Die Zeit war schon so weit fortgeschritten, dass wir im Mondscheinlicht mit unseren Kajaks die vielen beleuchteten Juhnken in der Bucht umpaddeln durften. Nach anfänglicher Skepsis war auch dies ein unvergessliches „work-out“. :-)

Die Nacht war angenehm und ohne schaukeln, da das Schiff in der ruhigen Bucht zwischen den Karstfelsen seinen Hafen fand. Den Sonnenaufgang am frühen Morgen war leider nicht so spektakulär, da die Wolken die Sicht auf die Sonne verdeckten. Bevor wir uns auf die Drahtesel bei der Cat Ba Insel geschwungen haben, besuchten wir noch die „Halong Pearl Farm“ (Oyster-Farm), wo wir lernten, wie man reich werden könnte. Den platten Reifen bei Dani’s Velo auf der Fahrradtour zum historischen Dorf im Dschungel meisterten wir gekonnt. Konkret heisst das, Fahrrad im wahrsten Sinne des Wortes links liegen lassen und zu zweit auf dem Gefährt weiter. Für Sybille auf dem Gepäckträger war das ganz angenehm, für mich wieder mal willkommener Sport. :-) Im Dorf bekam ich dann wieder ein neues, altes Fahrrad! Den Rest des Tages genossen wir am Strand nahe Cat Ba Stadt, wenn man diese Häuserreihen überhaupt Stadt nennen kann. Wir hatten einen komischen Eindruck von dieser, in unseren Augen sehr chinesisch angehauchten Stadt, bekommen.

CAT BA ISLAND – NINH BINH

Die Überfahrt von Cat Ba zum Festland verlief unspektakulär. Die Busfahrt vom Hafen Hai Phong nach Ninh Binh eigentlich auch. Wobei, wir durften im Local-Bus Platz nehmen, was entgegen unseren Erwartungen selbstverständlich die Reise um ca. 2h verlängerte. Das war aber weniger das Thema. Wir nervten uns eher am Busbegleiter, welcher das Gefühl hatte, er müsse mich (Dani) blöd anfassen oder ich fände es lustig, wenn er mir seine laute, vietnamesische Trällermusik an mein Trommelfell drücke oder mit meiner Brille versucht sein Aussehen zu verschönern (was aber gelang  - ich glaube es lag an der Brille:-))! Aber ganz ruhig bleiben und immer lächeln, haben wir doch gelernt, sonst läufst du noch Gefahr, dass dieser „nette“ Herr dich über die Reiselänge „disst“. Mit seinen Passagieren war er allgemein unfreundlich. So einer der Kategorie, welcher das Arbeiten sicher nicht erfunden hat. Bis dato blieb es auch die Einzige unfreundliche Begegnung hier in Vietnam, was eher nicht unseren Erwartungen entsprach, da wir von vielen Reisenden gegenteilige Behauptungen mit auf dem Weg nahmen.

NINH BINH

„Die trockene Halong Bucht“ wird die Umgebung von Ninh Binh auch genannt. Die Stadt ist eigentlich kaum sehenswert, doch das Hinterland umso mehr. Tam Coc, Hoa Lu und Trang An sind die Hauptanlaufstellen für Radtouren und Bootsfahrten zwischen den „Limestone-hills“ hindurch, vorbei an sattgrünen Reisfeldern und durch Tropfstein-Höhlen paddelnd. Es hat sich gelohnt, diesen Abstecher in die eher wenig westlich-touristisch gelegene Stadt resp. dessen Provinz zu machen. Obwohl es den ganzen Tag genieselt hat, wir am Abend durch den Matsch der Fahrradstrecke so richtig dreckig waren, hat es uns sehr gefallen.

NINH BINH - HUÉ

Wir besorgen uns das Ticket des Open Tour Buses, welches uns erlaubt für wenig Geld den Schlaf-Bus alà „Hop on – Hop off“ mit vorgenannten Stationen zu benutzen. Unsere erste Reise im Schlafbus ist eben diese rund 14 stündige Strecke. Der Bus ist umfunktioniert mit Liege-Sitzen, welche grundsätzlich gar nicht mal so übel zum Schlafen sind, jedoch für westliche Körperlängen ein wenig zu kurz geraten! Wir richten uns ein so gut es geht. Sybille schläft für die holprigen Verhältnisse im Bus ganz passabel. Dani hat mit dem Schlaf schon eher zu kämpfen, da eben besagte Körperlänge nicht asiatischen Verhältnissen entspricht. Wenn der auf Dauer als Touristenbus angepriesen wird, wäre diesbezüglich sicher noch Verbesserungspotential angebracht. Verglichen mit einem „normalen“ Bus, wie z.B. in Myanmar, über so lange Strecken, ist es aber recht feudal.

HUÉ

Morgens, direkt auf das Morgenessen, kommen wir in Hué an. Hué ist das intellektuelle, kulturelle und spirituelle Herz von Vietnam. Paläste und Pagoden, Grabstätten der einstigen Kaiser und Tempel, vietnamesische Küche und historische Plätze lassen sich hier finden. Deshalb sind wir hier. Zurecht ist die einstige Hauptstadt der früheren Nguyen Dynastie auf der Liste der Weltkulturstätten der UNESCO. Für Geschichts-Interessierte: Ca. 90km nördlich befindet sich, beim Ben Hai Fluss, die „demilitarised Zone (DMZ)“, wo zwischen 1954 und 1975 Nord und Südvietnam getrennt war.

Wir besuchen die vorgenannten Sehenswürdigkeiten in der Stadt und Umgebung. Einige Grabstätten sind prunkvoll und mit massiven Bauten hergerichtet, andere sind schön in Parkanlagen angelegt. Das Highlight hier ist die imperiale Stadt,die Zitadelle, umgeben von dickem Mauerwerk, wo einst der Kaiser Kinh Thanh mit seiner Familie, Konkubinen und Gefolgschaft lebte. Die Zitadelle bildet das Herz von Hue. Die näher gelegenen Sehenswürdigkeiten besuchen wir mit Fahrrad, die weiter weg liegenden wieder mal mit Mofa.

Da Dani auf unserem steten Begleiter, dem App maps.me (sorry für die Schleichwerbung hier – ist aber wirklich ein super App), ein Schwimmbad mit 50m Länge entdeckt hat, ist das Grund genug, wieder mal ein paar Kraul-Längen zu tätigen, damit die Körper-Form, trotz dem guten Essen, nicht ganz zerfällt. :-) Nur schon die Anwesenheit war es wert. Ein Überbleibsel des Kommunismus sondergleichen. Am Eingang muss ich mich zuerst mal zurecht finden, wo ich denn ein Eintrittsticket herbekomme. Keine/r versteht englisch, angeschrieben ist alles auf vietnamesisch, was ich natürlich aus dem FF kann??!! Bahnhof…?! Nachdem ich mit Händen und Fussen den Eintritt meisterte, fragte ich mich noch, was die Zeiten auf den Tafeln, wo die gestikulierenden Damen am Eingang immer wieder hindeuteten, wohl bedeuten. Sprung ins Wasser und los geht’s mit schwimmen. Schönes Gefühl, denke ich. Jedoch aufgepasst auf den Gegen- und Kreuzverkehr im Schwimmbecken. Es fühlt sich an wie Hanoi im Wasser, einfach ohne Gehupe! :-) Dafür begleiten meine Kraulzüge die kommunistischen Klänge aus den Lautsprechern. Überholen tut mich zum Glück keiner, da die Vietnamesen/innen eher im „Hundeschwumm“ planschen (Sorry an dieser Stelle). Die Hauptattraktion bin wieder mal ich. Nicht weil ich es bin, sondern weil ich der EINZIGE WEISSE bin. Wer kennt das Spiel? „Sucht Walter“! :-) Neben meinen Schwimm-Längen, und den stetigen Ausweichmanövern, gebe ich auch noch Kurz-Schwimmunterricht den netten paar Jungs, welche offenbar aus dem Staunen nicht mehr raus kommen. Sie versuchen mit mir zu kommunizieren, was leider nur über Hände, da die Füsse im Wasser sind, möglich ist. Ich bestaune nebendran eher die Kinder und Teenager, welche im kommunistischen Drill die Kraulübungen sehr gekonnt meistern. Um 18:20 wird mir dann auch klar, was die Zeiten auf den Tafeln bedeuteten. Ich habe sozusagen das Zeitfenster 17:30 bis 18:30 zugeteilt bekommen, was so viel hiess, dass eine Stunde lang das Becken zum Bersten voll mit Leuten ist. Nachdem der Bademeister von seinem Thron mit der Trillerpfeife alle aus dem Wasser gejagt hat, wären für mich eigentlich die besten Bedingungen angebrochen, um meine Längen zu ziehen. Aber für umgerechnet 50 Rappen war es das stündige Erlebnis allemal wert.

HUÉ - HOI AN

Die Inhaberin des Gästehauses von Hué hat uns sehr gute Infos über Hué und auch zur Weiterfahrt nach Hoi An gegeben. Zwischen Hué und Hoi An liegt der Wolkenpass (Hai Van Pass) und die Strecke soll wunderschön sein. Wir haben uns entschieden, dieses Wegstück mit dem Töff zu machen – sozusagen als Easy-Riders die Strassen von Zentralvietnam erobern. Und es hat sich gelohnt. Zwar mussten wir uns auf halber Strecke mit Gesichtsmasken eindecken, um den Staub, Dreck und Abgas zu überleben. Aber kurz darauf folgte der Wolkenpass und die Küste am südchinesischen Meer. Ein absolutes Highlight unserer Reise mit guten Strassen und super Panorama.

HOI AN

Einst war Hoi An Vietnams wichtigstes Tor zur Welt. Hier landeten Händler aus Japan, China und Europa. Dann aber versandete der Hafen und weiter nördlich in Da Nang ist nun ein weit grösserer Hafen die Drehscheibe von Zentralvietnam. Heute ist Hoi An quasi aus dem Schlaf wieder erwacht und

eine der wichtigsten touristischen Destinationen Vietnams. Die wunderschöne Altstadt, welche auch zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, mit ihrer idyllischen Atmosphäre, erzählt noch heute vom einstigen Pulsschlag der Vergangenheit. Die Altstadt ist klein, weshalb wir uns per Fahrrad und zu Fuss aufmachen. Handelshäuser mit chinesischem und japanischem Einfluss, alte Teehäuser und Tempel sind zu bestaunen. Wirklich ein schöner Fleck, obwohl es sehr touristisch zu und her geht. Das Flussufer lädt für gemütliches Verweilen in Cafés ein, wobei hier zu Regenzeiten (Oktober – November) Überschwemmungen zur Tagesordnung gehören. Schneider an Schneidergeschäfte reihen sich den Gassen entlang. Es ist gemacht für kaufwillige Touristen, vor allem Frauen, da es so viele „Kleidli“, Mäntel und Blusen hat, wie Sand an den nicht weit entfernten Stränden. Das Kulinarische sollte man hier in Hoi An auch auf keinen Fall verpassen, wurde uns gesagt. Wie wahr das ist, merken wir nach den lokalen Spezialitäten wie Wonton („Fasnachtsküechli“ bedeckt mit Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch), Cao Lao (Nudel – Fleischgericht) und White Rose (Teigblumen mit Shrimps). Nach all dem verdauen und ruhen wir uns am Stand aus, trinken das günstigste Bier in ganz Vietnam (15 Rp. für eigen gebrautes Fresh-Beer) bevor uns der Nachtbus in Richtung Nha Trang abholt.

HOI AN - NHA TRANG

Die letzte lange Strecke in Vietnam resp. sogar auf unserer Süd-Ost-Asien Reise steht bevor. Lediglich 530km sind veranschlagt, dafür brauchen die vietnamesischen Nachtbusse aber offenbar 11 Stunden. Die Strassen müssen ja in einem tollen Zustand sein, denken wir?! Ok, dafür richten wir uns gezwungenermassen zu hinderst im Bus auf den 3-Liegen ein. Gar nicht mal so übel! Ich (Dani) habe endlich mal Platz mit der ganzen Körperlänge. Das Beste ist, die dritte Liege bleibt durch die Nacht frei, weshalb wir uns ausbreiten können, fast so wie im Ehebett! :-) Doch die Fahrt wurde länger und länger. Nach einigen Kilometer der erste Stopp. Wir denken uns, „Reis fressen“ angesagt für die Chauffeure und Busbegleiter! Aber falsch gedacht, wir haben eine Panne!! Leider kann uns niemand erklären was genau los ist, da die „Hiesigen“ kein einziges Wort englisch sprechen. Nicht YES, nicht NO, nur OK können sie! Das kennen wir doch aus Laos – keiner weiss was läuft! Nach ca. 2h geht es endlich weiter, nachdem ein kleiner Vietnamese, schwarz vor Dreck unter dem Bus hervorgekrochen kommt und der Chauffeur das Zeichen für die Weiterfahrt gibt. Übrigens, Ersatzteile werden hier in ½ Liter Flaschen mitgeführt. Das reicht eigentlich auch, denn ausser ein paar „Schräubeli“ und „Müetterli“ ist nicht viel vorhanden. Werkzeug haben wir keines gesehen, ausser ein Schraubenschlüssel?! Wahrscheinlich wäre unser Schweizer Sackmesser ein Segen für diese Mechaniker. :-)

Nach ca. ½ Stunde Fahrt und dem ersten Einnicken wieder Halt. Dann ist wirklich das Nachtessen dran. Wie wir sehen, diesmal nicht Reis, sondern Nudelsuppe. Denen muss es besser gehen als Anderen? Denn wir haben gelernt, dass die Ärmeren vor allem Reis essen, morgens, mittags, abends und die Reichen von der Stadt resp. diejenigen welche ein bisschen mehr haben, Nudeln vermögen?!

Danach geht es weiter, aber wieder nur für eine kurze Strecke, denn dann ist Stau angesagt. Scheinbar ein Unfall?! Wieder warten! Im Bus wird es heisser und heisser, die Luft dicker und dicker. Wir flüchten nach draussen. Nach erneutem Warten endlich die Weiterfahrt. Schliesslich haben wir den definitiven Schlaf gefunden. Mit grosser Verspätung kommen wir im sonnig, heissen und feuchten Nha Trang um 11 Uhr morgens an. "All in all" für uns die längste Busfahrt in Süd-Ost-Asien mit ca. 17.5 Stunden Fahrt für gerade mal 530km.

NHA TRANG - добро пожаловать

Sotschi am Schwarzen Meer, so fühlen wir uns hier in Nha Trang (obwohl wir noch nie in Sotschi waren - kennen es aber aus dem TV von der Olympiade). Es ist alles in zwei Sprachen angeschrieben: vietnamesisch & russisch. Ab und zu auch noch in englisch! Viele Russen spazieren durch die Strassen oder sonnen ihre Ränzen am Strand. Wir werden sogar auf Russisch angesprochen. Sind denn hier alle Weissen Russen?! Kaum! Wir sehen jedenfalls nicht danach aus, finden wir! :-) Da wir uns wirklich im falschen Film meinen, reisen wir, nachdem wir uns am Strand ein wenig gesonnt haben, nach einer Nacht schon wieder weiter nach Mui Ne Beach und hoffen, dass es dort weniger wie im Kreml zu und her geht!

MUI NÉ

Eine Fahrt von ca. 6 Stunden trennen die beiden Städte Nha Trang und Mui Ne, obwohl auch nur 250 km voneinander entfernt. Die Fahrt ist die bequemste mit diesem Open Tour Bus. Wir suchen unsere Plätze aus und bekommen sogar noch Wasser mit auf den Weg.


Mui Né ist der Ort wo sich die Windsurfer, Wellenreiter und Kitesurfer treffen. Die Szene ist gross hier, vor allem in der High-Season zwischen August und Dezember. Der Wind bläst jetzt ganz ok, aber so wie es aussieht für die „Cracks“ zu wenig?! Deshalb sieht man dieser Tage nicht viel von den Sportlern. Damit hat sich das für uns auch erledigt und wir entscheiden uns gegen den Versuch des Wellenreitens und das Testen von Kites. Dafür nutzen wir die schönen, heissen Tage zum relaxen am Strand, bevor wir dann nochmals in die Hektik von Vietnam, in Saigon, eintauchen werden. Mui Né wird auch Sahara von Vietnam genannt. Das wollten wir selbst erfahren, weshalb wir die roten und weissen Sanddünen mit einem alten Jeep besuchten. Der erwähnte Wind formt diese Dünen in dramatisch schöne Formationen. Und genau dieser Wind bläst uns auf der Fahrt dahin auch gewaltig um die und den Sand in die Ohren! :-) Wir können uns nun gut vorstellen wie sich die Beduinen fühlen, wenn mal so ein richtiger Sandsturm vorbeizieht. Wunderschön und absolut sehenswert war auch das waten des „Fairy Streams“ entlang, mit den naturgeformten Sandstein-Skulpturen.

MUI NÉ – SAIGON (HO CHI MINH CITY)

Zu früh, man staune, wollen sie uns bei der Unterkunft abholen. Um 11:00 anstelle der vereinbarten Zeit 13:00 steht der Bus vor der Tür. Wir liegen aber immer noch am Strand, weshalb der Bus ohne uns weiterfährt. Um 13:00 komme dann ein weiterer, für uns der Richtige! Wir lassen uns nicht hetzen, packen wieder mal unsere 7 Sachen und machen uns startklar.

SAIGON (HCMC)

Nach 5 Stunden Fahrt ohne Zwischenfälle und pünktlicher Ankunft erreichen wir Saigon, die heimliche Hauptstadt von Vietnam. Die Metropole des Südens, mit mehr als neun Millionen Einwohner, wurde im Jahre 1976 umgetauft in den Namen des Feldherrn, Amerika-Bezwingers und damaligen Staatspräsidenten Ho Chi Minh, kurz HCMC. Aber Saigon liest und hört man noch oft hier im Land. Irgendwie auch verständlich, denn der Name Saigon ist kürzer und irgendwie mit mehr Charme. Wir lernen auch, dass diejenigen welche Saigon zu sagen pflegen, vor allem die älteren Menschen hier sind, welche den Krieg noch miterlebt haben, oder sich mehr zur Demokratie hingezogen fühlen. Die Anderen sind die Jungen, die Teenies, welche vom Krieg nicht viel wissen oder gar wissen wollen oder dann Menschen, welche kommunistisch angehaucht sind. Ho Chi Minh City ist die Lebensversicherung von Vietnam. Das Geld, welches hier „geschäffelt“ wird, finanziert einen Grossteil dieses Landes. HCMC erinnert uns eher an eine amerikanische Grossstadt oder Singapur, denn an Südostasien.

Obwohl es eine riesen Stadt ist, ist der eigentliche Kern, welcher auch hier Zeugnisse der französischen Kolonialzeit zeigt, gut zu Fuss zu erkunden. Hier besuchen wir die Kathedrale Notre Dame, das wunderschöne Gebäude der alten Zentralpost oder den Wiedervereinigungs- resp. Unabhängigkeits-Palast. Wir schlendern durch die Gassen und marschieren durch die Strassen vom District 1. „Keep moving and never stop“, das ist das Motto hier, sonst läufst du Gefahr, dass du von den unzähligen Mofas irgendwann mal angefahren wirst. Ähnlich wie in Hanoi, jedoch scheint es, dass es hier noch viel mehr motorisierten Zweiradverkehr gibt. Der Wiedervereinigungspalast mit dem Kriegsbunker ist eine spezielle Architektur, doch die Geschichte dahinter fasziniert. Es war genau hier, wo die demokratischen Süd-Vietnamesen zusammen mit den Alliierten, vor allem den USA, am 30. April 1975 gegenüber dem kommunistischen Norden unter der Führung von Ho Chi Minh kapitulieren mussten.

Die beteiligten Panzer, welche das Palasttor durchbrachen, stehen immer noch da. In den Strassen von Saigon hängen Propaganda-Plakate dieser Zeit und es wird alles bunt geschmückt, da dieses Jahr das 40 Jahres Jubiläum ist. Das Museum für Kriegsgeschichte hinterlässt uns feinfühlige Gedanken, eine traurige Stimmung, aber auch einen anderen Blick auf dieses Land mit all den Schönheiten. Hier wird illustriert, wie brutal der Vietnamkrieg war, wie viele Menschen (auch viele unbeteiligte Lokale) sterben mussten und wie viel Leid die lokale Bevölkerung erfahren musste. Auch nach dem Vietnamkrieg sind die Folgen durch die unglaubliche Menge von Giftgas (Agent Orange) durch Missbildungen sichtbar.


Die berühmten Cu Chi Tunnels ausserhalb der Stadt wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und kombinieren den Ausflug mit dem Besuch des Cao Dai Tempel. Cao Dai ist eine spezielle Religionsgemeinschaft (Sekten ähnlich), welche ein Mix aus der Lehre Buddhas, Jesus, Konfuzius, Laozi und Quan Am ist. Eine sehr spezielle Erfahrung, jedoch zeigt es auch, dass eine Religion von verschiedenen Glaubensrichtungen unter einem Dach möglich ist.


Die Chu Chi Tunnels sind sehr eindrücklich. Uns verwirrt einfach die Aufmachung für die Besucher. Einerseits erfahren wir vom Guide sehr interessante Informationen. Wie die Tunnels gebaut wurden, wie der Dreck versteckt wurde, wie sie in den Tunnels atmen konnten, wie sich die Vietkong von den Feinden und Alliierten im Dunkeln unterscheiden konnten oder auch das unglaubliche Ausmass von 250km Länge der Tunnels, welche wir eine kurze Strecke "durchkrochen". Auf der anderen Seite bieten sie auf diesem geschichtsträchtigen Feld, wo so viel Leid passiert ist, Fun-Schiess-Übungen für Touristen an. Irgendwie befremdend.


Danach verbringen wir einen gemütlichen Abend mit feinem Essen und super Aussicht von einer Sky-Bar in Down Town Saigon mit einer Bekannten aus den USA, welche wir auf der Reise in Laos kennengelernt haben und heute in Saigon lebt. Den letzten Tag in Vietnam geniessen wir noch mit gemütlichem Bummeln

durch die Marktgassen und dem gigantischen Ausblick vom 52. Stock des Bitexco Financial Towers beim teuersten Bier von ganz Vietnam :-)!

Ja, Vietnam ist definitiv eine Reise wert. Wir verbrachten hier mehr als 3 wunderschöne Wochen, könnten aber noch glatt länger bleiben.

Vietnam bietet sehr viel. Das Land ist so unterschiedlich von Nord- über Zentral- bis Südvietnam. Selbst das Essen variiert zwischen den Breitengraden und ist unglaublich lecker mit all den Spezialitäten. Die Vielfalt des Landes ist absolut sehenswert. Im Norden die Berge um Sapa mit den Reisterrassen für Trekkings, die Bootsausflüge in der Halong-Bay, die quirlige Stadt Hanoi, in der Mitte die geschichtsträchtige Kaiserstadt Hué, die wunderschöne Altstadt von Hoi An und im Süden die weissen Strände und die ehrgeizige Stadt Saigon mit dem Zeichen des Aufbruchs in eine neue Welt. Vietnam bietet das alles. Aber Vietnam hinterlässt auch einen widersprüchlichen Eindruck. Kommunismus als Fassade? Kapitalismus durch die Hintertür? In einem Bericht über Saigon, Kapitalismus und Kommunismus, lesen wir, wie die Begründung der Regierung dazu ist. „Marktwirtschaft ist im Entwicklungsprozess der Menschheit entstanden, sie ist nicht ausschliesslich Produkt des Kapitalismus.“ Und „wie China benutzen wir die Marktwirtschaft mit sozialistischer Orientierung, um die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern.“ Klingt irgendwie wie eine Rechtfertigung für ihr Tun, Schaffen und Leben. Lässt man diese Gedanken auf der Seite, ist Vietnam für uns eine Top-Reisedestination, wo Transport, Touren und Anderes tiptop funktioniert.

 

Als Abschluss noch ein bemerkenswerter Satz vom allgegenwertigen Ho Chi Minh, welcher er kurz vor seinem Tod noch sagte:

 

„Was ich gern erleben möchte, ist, dass die Amerikaner wieder zu uns kommen, als unsere Freunde. Kämen sie, würde ich gern den roten Teppich für sie ausrollen. Ja, ich würde dies sogar selber tun.“