24. Apr. - 30. Apr.

2015

 

SiDaIm Land der Sherpa's

 

Nepal

 

* KATHMANDU *



KATHMANDU

Von „SiDa im Land der Sherpas“ möchten wir an dieser Stelle berichten. Doch passender ist, aufgrund des erlebten, „SiDa im Land der nationalen Tragödie“. Das starke Erdbeben (Richterskala 7.9) und die kleinen und grösseren Nachbeben haben unser Plan, das Everest Base Camp zu besteigen und das Land mit all den kulturellen und natürlichen Schönheiten zu bereisen, regelrecht und im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt. Ein Highlight unserer langen Reise 2015 sollte es werden, welches lange in Erinnerung bleiben wird. Lange in Erinnerung bleiben wird uns dieses Erlebnis bestimmt, aber nicht als Highlight, sondern eher als „Lowlight“, wobei es auch hier positive Aspekte hervorzuheben gibt. Aber alles der Reihe nach.

 

Angekommen in Kathmandu nach einem rund 5 ½ stündigen Flug von Singapur. Die Landung in Kathmandu war schon spektakulär, da die Landebahn inmitten der Stadt liegt, auf einer Art Damm. Die Häuser links und rechts im Blickwinkel – man hat wirklich das Gefühl, man fliegt an den Häuser vorbei – noch ein paar kleine Schaukler des Fliegers, da der Wind in dieser Hochregion schon mal bläst, setzen wir sicher beim Kathmandu Airport auf. Immigration verläuft erstaunlich schnell und modern, können wir doch unsere Visa an einem Automaten mit Hilfe eines Immigration Officers lösen. Bezahlt wird dann an einem anderen Schalter und Einreisestempel bekommen wir am offiziellen Zollschalter. Das haben wir dann schon eher erwartet, dass wir uns an drei verschiedenen Orten zeigen müssen, damit wir Zugang zu diesem Land bekommen. Auf unser Gepäck dürfen wir dann sehr, sehr lange in der überfüllten Ankunftshalle warten, bis dann ohne Ansage auch noch der Gepäckausgabe-Belt gewechselt wird und sich die ganze Passagier-Schar durch die Ankunftshalle drängelt.

 

Erwartet werden wir von einem netten jungen Nepali, mit einem Zettel und der Aufschrift „Sybille“ vor dem Flughafen. Das läuft schon mal perfekt und wie gebucht. Auf der Fahrt zum Hotel bekommen wir den ersten Eindruck dieser Stadt. Das Hotel stellt sich als sehr angenehm, ja sogar feudal heraus. Bis wir ankommen wissen wir ja nicht, wo wir als Trekking-Touris einquartiert werden. Informationen von dem netten jungen Herr, welcher offenbar ein Angestellter des Tour-Operators ist, bekommen wir nicht mehr viel, was ein bisschen komisch ist, da gemäss Trekking-Beschrieb vereinbart ist, dass wir alle weiteren Infos für den Trek bei Ankunft im Hotel bekommen. Doch als weitgereiste wie wir kommen wir aufgrund dessen nicht mehr so sehr ins Schwitzen. Andere Länder, andere Sitten! Vor seinem Verlassen meint er nur noch, dass wir am nächsten Morgen um 9:00 bereit sein sollen für die geführte Stadtbesichtigung.

 

Den Nachmittag verbringen wir im Thamel, dem Touristen- resp. Backpackerviertel von Kathmandu. Wir schlendern herum, essen feine nepalesische Wraps, kaufen Energy-Food für den Trek ein und gönnen uns Beiden, wie geplant, eine warme, günstige Daunenjacke für die kalten Nächte am Everest-Massiv. Zurück im Hotel melden wir uns dann trotzdem mal in die Schweiz bei der Tour-Agentur, um weitere Informationen bez. Trekking zu bekommen. Dies aufgrund der Tatsache, weil wir nicht wissen, wie wir unser Gepäck für den Sherpa verpacken sollen, wann unser Flug nach Lukla ist, etc.! Kurz darauf werden wir vom lokalen nepalesischen Tour-Operator kontaktiert, dass alle weiteren Infos am nächsten Tag erfolgen. Damit sind wir beruhigt und genehmigen uns ein feines Pasta-Nachtessen.


Der 25. April 2015 beginnt ruhig und so wie gewohnt. Nicht nur für uns, sondern wahrscheinlich auch für alle Nepalis. Wir essen ein feines Morgenessen vom Buffet und treffen die netten Herren vom lokalen Tour-Operator. Vier an der Zahl empfangen uns in der Hotellobby! Der Chef der Agentur, sein Stellvertreter, der Trekking-Guide und den Sightseeing-Guide für den Tag. Unsere offenen Fragen werden alle beantwortet. Unsere Wünsche, dass wir noch ein paar Dinge einkaufen wollen, werden aufgenommen. Z.B. eine lokale SIM-Karte wollen wir kaufen, was sich später als absoluten Vorteil herausstellt.


Die Stadtbesichtigung starten wir beim Swayambhunath Tempel und Stupa, auch bekannt als „Monkey-Tempel“. Der Aufstieg auf den Hügel des besagten Tempels – welcher auf der Weltkulturerbe-Liste steht – zeigt uns auch, warum der Tempel „Monkey-Tempel“ genannt wird. Viele niedliche Affen klettern herum. Doch man soll vorsichtig sein, da diese offenbar teilweise kleptomanisch veranlagt seien. :-) Die Aussicht vom Hügel über Kathmandu Stadt und das Kathmandu-Tal ist gewaltig und eindrücklich. Den Himalaya (Hima = Schnee; alaya = Ort, Wohnsitz) sehen wir leider nicht, da es wolkenverhangen ist. Gebetsfahnen wehen im Wind, „prayer wheels“ werden von den Gläubigen gedreht und Feuer der Zeremonien begleiten uns beim Rundgang der Glaubensstätte für Hindus und Buddhisten zugleich. Sehr eindrücklich was hier, religionsübergreifend, vor sich geht. Wir verabschieden uns von diesem Ort, nichts ahnend, dass sich hier in wenigen Minuten ein Desaster abspielen wird. Wir fahren weiter mit unserem Guide und Fahrer zum Bodhnath Tempel, ein weiterer wichtiger Ort für die Gläubigen hier. Auf dem Weg dahin machen wir halt, wo wir die Gelegenheit nutzen, um die erwähnte SIM-Karte zu kaufen. Das Prozedere hinterlässt uns ein letztes Schmunzeln auf den Stockzähnen, bevor die Tragödie ihren Lauf nimmt. Um in Nepal eine SIM-Karte zu bekommen, muss zuerst ein Formular ausgefüllt werden - was ja noch normal ist - weiter ein Foto und eine Passkopie abgegeben werden und mehrere Unterschriften auf diversen Papieren hinterlassen. Und weil das noch immer nicht genug ist, werden noch die Daumenabdrücke gefordert! :-) Das alles kostet uns ca. 7.- CHF mit einem Gesprächsguthaben von 5.- CHF. Nicht übel! Doch zum Bezahlen kommen wir vorerst nicht mehr.


Plötzlich und völlig unerwartet fängt es an zu schütteln und rütteln. Das Gefühl ist neu, komisch und unheimlich. Für Nepalis ist ein kleines Schütteln offenbar normal, erfahren wir Tage später. Sie haben gelernt mit kleineren Erdbeben zu leben, da Nepal in einem Erdbebengebiet ist. Im Nachhinein auch logisch, da hier ja die grössten Berge der Welt stehen und diese irgendwie in der Zeitgeschichte vom Boden her aufgefaltet wurden. Die tektonische Plattengrenze liegt direkt unterhalb von Nepal. Konkret heisst das, dass sich direkt hinter und unter Kathmandu, am Fusse des Himalaya, die indisch-australische Platte laufend (pro Woche etwa 1mm) in den eurasischen Kontinent schiebt. Diese Verschiebungen führen regelmässig zu kleineren Erschütterungen - somit normal. Es stellt sich aber binnen Sekunden heraus, dass dies nicht ein kleines Beben ist, sondern ein seit Jahren überfällig Grosses (gemäss Seismologen und Experten). Das letzte grosse Erdbeben war 1934 mit einer Stärke von 8.2 auf der Richterskala erfahren wir (Irrtum vorbehalten). Das letzte erwähnenswerte ist noch nicht lange zurück (2011) und hat in Gebieten von Nepal auch massive Schäden und Tote hinterlassen. Aber dieses Beben ist die Tragödie schlechthin. Wir rennen vom Shop heraus auf die Strasse, so gut es während dem Schütteln noch geht. Zum Glück hat der Laden keine Tür. Es fühlt sich an, als würde jemand einem den Teppich unter den Füssen wegziehen. Ja, schlimmer noch. Zu vergleichen vielleicht mit einem starken schütteln im Flieger. Aber ehrlich gesagt, ist ein Vergleich kaum möglich! Das Gleichgewichtsorgan versagt komplett. Das Gefühl ist beängstigend, schlimm, unvorstellbar, wenn man sowas noch nicht erlebt hat. In der Mitte der Strasse, wo es am Sichersten scheint, im Kreise Arm in Arm stehend mit Nepalis, warten wir bis die gefühlte Ewigkeit vorbei ist. Das Schlimme ist, man kann nichts machen, es passiert mit dir, die Natur zeigt ihre ganze Stärke und wüste, unheimliche Seite. Wir sehen wie Mauern einstürzen, Leute rennen aus ihren Häusern auf die Strasse, Lärm, Panik, viel Staub wirbelt sich durch die Einbrüche auf. Als das grosse Beben vorbei ist, bleiben wir still, realisieren langsam was geschehen ist. Doch die Angst bleibt. Denn es gibt ja Nachbeben, wissen wir. Wir bleiben also an Ort und Stelle mit vielen anderen auf offener Strasse und warten bis ein bisschen Ruhe einkehrt. Die Nepalis sind erstaunlich gefasst. Nach dem Beben keine Panik, auch keine Panikkäufe. Zwischendurch gehen wir zurück in den Shop, um die SIM-Karte zu bezahlen. Typisch schweizerisch, denken wir im Nachhinein! In die Häuser geht niemand mehr. Zuviel Angst herrscht. Nach ca. einer Stunde fährt uns unser Fahrer und Guide in unser Hotel retour und lädt uns ab. Wir sehen die Zerstörung, staunen aber auch, dass einige baufällige Häuser doch noch stehen. In den Medien wird ja oft nur das allerschlimmste gezeigt! Für den Guide scheint es eine Erleichterung zu sein, dass er uns heil ins Hotel Manaslu zurückgebracht hat. Nun kann er seinen Aufgaben nachgehen. Er hat seine Frau seit dem Beben nicht mehr erreicht. Das Telefonnetz ist überlastet oder zusammengebrochen. Ins Hotel können/dürfen wir nicht. Zu gefährlich! Also, warten, warten, warten, mit dem ständigen Gedanken, wann dann das nächste Beben kommt. Kleinere Nachbeben begleiten uns Stunden, Tage. Wir erfahren, dass solche Beben mit all den Nachwirkungen 72 Stunden dauern können, bis man einigermassen Entwarnung geben kann. Aber das sind alles Statistiken und Erfahrungswerte, auf welche sich die Experten berufen. Wissen kann das niemand, nur die Natur! Das Nötigste holen wir schnellst möglich von unserem Zimmer und packen es in einen Rucksack. Den Rest lassen wir zurück. So tun es uns die meisten Gäste gleich. Wir versuchen, als das WIFI kurzzeitig wieder funktioniert unsere Eltern zu kontaktieren, dass es uns gut geht. Die lokale SIM-Karte stellt sich nun als Glücksfall heraus. Dadurch können wir mit dem Tour-Operator und unseren Eltern kommunizieren, so lange das Netz funktioniert. Die Nacht wird draussen verbracht. Es entsteht eine Schicksalsgemeinschaft. Wir lernen nette Menschen kennen. Ein australisches Paar auf „volunteering“ hier in Nepal, eine ausgewanderte Familie (er Holländer, sie Deutsche mit Kind), welche in Australien leben, eine Schweizer Familie, wo er Nepali ist und den Kinder sein Heimatland zeigen wollte. - An dieser Stelle einen lieben Gruss an euch alle! - Von ihm bekommen wir die neusten Infos, da er ja Nepali versteht und spricht und somit News aus dem Radio weitergeben kann. Der Informationsfluss ist sonst Mangelware. Das macht das Ganze nicht einfacher. Wobei auch viele Gerüchte kursieren, was das Ganze verschlimmert. Die Menschen wachsen uns ans Herz. Wir haben es gut zusammen. Wir lachen, wir spielen Karten mit den Kindern, damit ein bisschen Normalität einkehrt. Wir haben interessante, gute Gespräche. Sprüche fallen, z.T. sogar scharfzüngige. MBC (Manaslu Base Camp), nennen wir das Schlafen ausserhalb des Hotels, in Anlehnung an EBC (Everest Base Camp). Die Nacht und der darauffolgende Tag werden mühsam und lang. Ständig begleitet uns die Angst um grössere Beben. Dann geschieht es, dass grössere Nachbeben kommt am Tag danach. Auch dieses Beben ist wieder ein grösseres, dennoch nicht mit dem Grossen vom Samstag zu vergleichen. Es tönt komisch, aber ein feines Rumpeln, Knacken oder Verschiebungen im Boden werden zur Normalität und lässt uns nicht mal mehr von den Sitzen springen. Weitere kleinere und auch grössere Nachbeben folgen. Aber hoffentlich nicht mehr im Ausmass des Ersten. Vom Tour-Operator werden wir gut betreut. Die Guides besuchen uns im Hotel und bringen uns Wasser und Snacks. Auch das Hotel Manaslu schaut zu den Gästen so gut es geht. Es ist erstaunlich was wir an Essen und Trinken serviert bekommen in dieser Ausnahmesituation. Am zweiten Tag nach dem Beben entscheiden wir uns, in die Schweizer Botschaft zu zügeln. Auch unser Tour-Operator unterstützt unsere Entscheidung und legt uns nah, so schnell wie möglich das Land zu verlassen. Bei unserem Ziel, dem Everest Base Camp sind bis zu dieser Zeit drei Lawinenabgänge zu verzeichnen und etliche Menschen verschüttet, gestorben oder verletzt. Der Weg dahin, unser Trekking-Weg, sei auch arg betroffen. Es stellt sich heraus, dass die CH-Botschaft eine kleine Oase inmitten des Desasters ist. Ein Stück Heimat. Zelte sind bereits aufgestellt, damit die regnerischen Nächte ohne Gefahr draussen verbracht werden können. Personalien werden aufgenommen. Es hat Wasser, WC’s, zu essen (zwar zu jeder Mahlzeit Nudeln, aber egal) und Landesgenossen, welche ihre und wir unsere Geschichte erzählen. Wahrscheinlich der beste Platz zur Zeit in Kathmandu. So Beschrieb es jedenfalls unser Trekking-Guide! :-) Einige Nationen werden mit Charter-Flügen direkt ausgeflogen, so z.B. die Spanier oder Inder, wird uns erzählt. Nicht so die Schweizer, was wir nicht ganz verstehen. Uns wird danach aber erklärt, dass die CH-Policy dies nicht vorsieht, wenn Leib und Leben nicht direkt gefährdet sind (sprich Krieg oder Terror). Man kann sich nun Fragen, ob diese „Lebens-Gefahr“ hier im Erdbebengebiet vorhanden ist oder nicht? Egal, wir haben es gut hier. Im Vergleich zu anderen Botschaften, welche nicht mal ihre Bürger aufnehmen, ist die CH-Botschaft pragmatisch, schweizerisch. Man bekommt was man braucht. Nicht mehr und nicht weniger, adäquat zur Situation! Wir schlagen uns die Tage um die Ohren. Zwischenzeitlich verlassen wir das Botschafts-Camp, um in den Strassen von Kathmandu Tageszeitungen ausfindig zu machen oder offene WIFI aufzuspüren. Wie mit einer Wünschelrute auf der Suche nach Wasser, laufen wir mit dem Mobile-Phone durch die Strassen. Wir werden fündig und antworten auf die zig Nachrichten von Freunden, Verwandten und Bekannten. Wir organisieren unser Ausflugsticket aus Nepal (wiederum mit der lokalen SIM-Karte :-)). Hier ist der Dank an Globetrotter Schweiz angebracht (wobei sie diesen Blog kaum lesen werden?), welche uns nach dem Erdbeben kontaktiert haben, um nachzufragen wie es uns geht und unseren Ausflug unkompliziert organisiert hat.


Ein Highlight in der (langwierigen) Zeit bei der CH-Botschaft war die Einladung zum Mittagessen von der Frau des DEZA-Leiters (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit). Alle Schweizer Touristen, welche Lust hatten, durften bei ihr zuhause in Kathmandu Mittagessen. Und es war sehr, sehr fein (sogar mit Salat aus dem eigenen Garten) und eine willkommene Abwechslung zu den ständigen Nudeln. Den Rückweg gönnten wir uns zu Fuss, damit während des Wartens die Beine trotzdem noch ein bisschen Auslauf bekamen. Wir sahen das Ausmass der Katastrophe in den Strassen der Hauptstadt. Wir sahen aber auch die Hoffnung in den Augen der Nepalis. Im Zeltlager war es ein Kommen und Gehen von Schweizer Staatsbürgern. Neue Touristen, aber auch Hilfskräfte aus der Schweiz, kamen an, andere reisten mit vorzeitig gebuchten Flügen ab. Die Nächte sind unruhig. Einerseits wegen dem unguten Gefühl, was noch kommen könnte, andererseits sind sie laut, da die Flieger direkt über den Zelten starten und landen, um Passagiere auszufliegen und Hilfsgüter und Hilfs-Teams einzufliegen. Eines Morgens bekamen einige sogar die Möglichkeit mit dem Bundesrats-Flieger, welcher medizinische und humanitäre Hilfe direkt aus der Schweiz einflog, zurückzufliegen, was für viele eine Erleichterung und willkommene Gelegenheit war. Es ist schon schräg, wenn man mitten in einem Krisengebiet ist, und eins zu eins sieht, was das alles heisst, mit sich bringt, was organisiert werden muss, wie die Hilfe startet, was alles vor sich geht, wie die Menschen hier funktionieren, wie die „Normalität“ bei den Einen einkehrt und wie das Leid bei den Anderen weitergeht.


Wie im Film oder in den News, welche wir oft sehen und ein „kurzes“ Mitgefühl mit sich bringen, erleben wir die Tage. Wenn man mitten drin ist, verschieben sich diese Gefühle komplett. Man überlegt sich, was diese armen Menschen danach machen, wie die Trinkwasserversorgung gesichert ist, wie die Logistik bezüglich Essen, Kleider und vielem mehr wohl funktioniert, wo diese Menschen wohnen werden, wie der Aufbau funktioniert, etc.! Wir Touris können früher oder später aus diesem Drama ausfliegen, aber die arme Bevölkerung bleibt hier und versucht sich zu organisieren. Doch es ist dieser Tage besser, wenn man als Tourist dieses Land verlässt. Helfen kann man nicht viel, ausser man hat Kontakte zu Hilfsorganisationen und ist speziell ausgebildet (z.B. Arzt oder Logistiker oder dergleichen). Aber als Tourist steht man sonst nur im Weg. Die Nepalis sind sehr hilfsbereite Menschen, das erfahren wir in den wenigen Tagen, in welchen wir hier sind. Sie sorgen sich um ihre Mitmenschen und somit auch um Touristen. Sie fühlen sich in der Verantwortung für ihren Gast. D.h. konkret, sie hätten eine Last mehr, wenn sie Touristen in diesen schweren Tagen noch beherbergen müssten. Auch das Essen und das Wasser wird knapp werden und sollte nicht auch noch von den Touristen verbraucht werden. Die Bevölkerung braucht es nun mehr denn je. Auch das Ausmass der Katastrophe ist (noch) nicht komplett eruiert. Die Nepalis haben Besseres zu tun, als sich mit Touristen abzugeben. Sie haben Familienmitglieder und Freunde verloren. Das berichtet uns auch unser Trekking-Guide. Deshalb ist es nur richtig als Tourist möglichst bald das Land zu verlassen, um den Menschen hier die Zeit zu lassen, um wichtigeren Dingen hinterherzugehen. Man unterstützt die Menschen besser finanziell, materiell oder mit Naturalien. Das hilft zur Zeit mehr!


Gesehen haben wir in Nepal (leider) nicht viel, aber gespürt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sarkastisch gesprochen, natürlich das schreckliche Erdbeben und die Nachbeben. Miterleben möchten wir sowas nie wieder! Auf der anderen Seite die unglaubliche Solidarität der Nepalis, was vielleicht für das Leben von grösserer Bedeutung ist als vieles andere. Wir Schweizer und Westler könnten uns davon eine Scheibe abschneiden. Um trotz des Erlebten hier das Positive herauszustreichen, ist es für uns eine unglaublich wertvolle Erfahrung fürs Leben. Die Sicht auf die Dinge, die Gespräche mit den Leuten von den humanitären Hilfsorganisationen, die Empathie. Heute schauen wir, durch dieses Erlebnis, solche Katastrophen mit anderen Augen an. Wir haben ein Verständnis und Mitgefühl für diese Menschen in solch armen Länder und solchen Situationen. Das Materielle kann man ersetzen, wie wir zum Beispiel unsere Kleider, welche wir nicht mehr alle haben. Damit unser Gepäck noch ein bisschen leichter wurde, da wir gewisse Trekking-Utensilien auf den weiteren Stationen unserer Reise nicht mehr brauchen, haben wir auch unsere Wanderschuhe, Trekking-Stöcke und Thermos-Flaschen verschenkt. Vielleicht können wir damit den Menschen hier etwas Kleines zurückgeben. Wir fragen uns aber noch heute, hätten wir mehr geben können? Ein Wiedersehen der Touristen mit diesem Land nach gewisser Zeit (in 6-12 Monaten), würde den Menschen auch resp. sehr viel helfen!  Viele Nepalis verdienen ihr Geld in der Tourismusbranche oder in angrenzenden     Wirtschaftszweigen. Und last but not least rückt während solchen Erlebnissen vieles andere in den Hintergrund, was wir oft als grosses Problem ansehen. Ein solches Erlebnis reduziert vieles auf das wirklich Essentielle im Leben.


Inspire Nepal

Dies ist ein Erfahrungsbericht, welcher uns auch bei der Verarbeitung geholfen hat und immer wieder helfen wird. Der Text enthält auch persönliche Meinungsäusserungen, welche andere Menschen anders sehen oder interpretieren. Unsere Erfahrung und Gedankengänge haben uns so geprägt, wie beschrieben.

Facts:

Ort: Kathmandu / Datum: 25.04.2015 / Zeit: 11:56 / Erdbeben der Stärke 7.9 auf der Richterskala / Epizentrum 80km nordwestlich von Kathmandu / Hypozentrum ca. 18km Tiefe / Nachbeben 1 Tag später mit Stärke 6.7 auf der Richterskala / Diverse kleinere Nachbeben / Schwerste Erdbeben in der Region seit 80 Jahren / Behörden gehen von über 7000 Toten aus